Einleitung: Wenn nichts mehr funktioniert – eine Einladung zum vollständigen Scheitern.
Wir alle kennen die Momente, in denen wir plötzlich auf uns selbst zurückgeworfen werden. Wenn Pläne sich auflösen, Gewissheiten verschwinden und das, was gerade noch fest stand, im Nichts versinkt. Scheitern ist oft das Ende einer Geschichte, die wir uns über uns selbst erzählt haben. Wenn die Vorstellungen, die wir hatten - von uns selbst, von anderen und von Gegebenheiten - mit der Realität in Berührung kommen. Mit einer Realität, die andere Vorstellungen vom Verlauf der Dinge hat als wir selbst.
Es gibt in jedem Leben Höhen und Tiefen. Die Wellenbewegung ist normal. Wenn alles gut läuft, ist das toll und in der Regel denken wir nicht daran, dass es auch andere Zeiten geben wird. Und die wird es geben, denn getreu nach dem Spruch: "Auch das geht vorüber" bleibt nichts, wie es ist.
Dieser Artikel wird sich mit dem Tal der Wellenbewegung beschäftigen. Die Phase, in der noch nichts gut ist und vielleicht nicht mal mehr eine Moral aus der Geschichte gezogen werden kann. Vielleicht ist es ein Scheitern, das nicht zu irgendwas Gutem führt, keine "mach aus S****** Gold" Geschichte. Vielleicht ist es einfach Scheitern, der pure Fehlschlag.
Wenn das Scheitern aber nicht zur Selbstoptimierung oder für die nächste Geschichte genutzt werden kann, die wir über uns erzählen, was dann? Wie damit einen Umgang finden?
Darum geht es in diesem Artikel: "Schöner Scheitern! Die Kompost-Kunst der Fehlschläge."
Rückzugs-Zeit.
Wenn der persönliche Worstcase eingetreten ist und frau in diesem Gefühl des Scheiterns festhängt, ist das meist keine gute Zeit, um noch weiter im Außen zu agieren. Meist hat frau auch überhaupt kein Interesse daran, sondern mag sich zurückziehen und die eigenen Wunden lecken.
Das für eine Weile anzunehmen und auch so zu machen, ist völlig menschlich und okay. Heftige Erlebnisse brauchen Zeit, um verdaut zu werden. Hier wäre jetzt nichts schlimmer als ein falsches positives Denken, so nach dem Motto, ich denke mir die Welt wieder schön und stülpe über die Situation alle möglichen neuen Gedanken Konstrukte, die mir die Welt und das Geschehen erträglicher machen.
Was wäre, wenn du dir für einen Moment erlaubst, alles in seinem ganzen prachtvollen Mist zu sehen und zu spüren? Es nicht schönreden zu wollen, sondern die Situation einfach in Ruhe zu lassen. Allein das kann schon viel Entspannung ins System bringen.
Zusätzlich gibt es natürlich noch ein paar Möglichkeiten, für sich selbst in dieser Phase des Scheiterns und des Stillstandes gut zu sorgen. Sozusagen den sicheren Raum in dir zu schaffen, um gut durch diese Phase zu kommen.
Scheitern und Scham.
Scheitern hat viele Gesichter, doch die Scham, die uns im Schatten begleitet, bleibt oft verborgen. Es ist die stille Stimme, die uns zuflüstert, dass wir versagt haben, dass wir anders sein sollten, besser, stärker, was auch immer... Aber was, wenn es sich um keine gesunde Scham mehr handelt, sondern um eine Scham, die sich aus überholten und alten Glaubenssätzen speist und nur zu einer Menge blockierter Lebensenergie führt?
Denn das ist Scham im Grunde: Eine große Menge an gebundener Energie, die dich schlicht und ergreifend blockiert. Blockiert, dein Leben zu leben und für dich zu gehen.
Scham kann frau daran erkennen, dass es ungeheuerlich erscheint, über ein Thema mit Freunden oder in der Öffentlichkeit zu sprechen. Es sind die Tabu-Themen, die eigenen und gesellschaftlichen Themen, über die "man" nicht spricht. Es fühlt sich wie sterben an, diese Dingen laut auszusprechen.
Ich erinnere eine Therapie-Sitzung vor Jahren, wo es um eines meiner Tabu-Themen ging. Ich habe bis 5 Minuten vor Schluss gebraucht, um es aussprechen zu können, weil mein Körper alles daran gesetzt hat, es zu verhindern. Die Worte kamen einfach nicht über meine Lippen.
Und auch als es raus war, dachte ich noch immer, ich sterbe jetzt und mein Platz in der Gesellschaft ist dahin. Doch, siehe da, es wurde in dem therapeutischen Rahmen mit einem offenen Herzen empfangen und gehalten. Es wurde wert geschätzt, dass ich es ausgesprochen hatte. Das war eine gute Erfahrung, denn danach hat das Thema an Ladung verloren und die gebundene Energie konnte wieder frei fließen.
Es lohnt sich also, das eigene Scheitern mal im Hinblick auf die eigenen verborgenen Tabu-Themen zu untersuchen. Wenn die Zeit dafür gekommen ist. Und, wenn das eigene Thema erstmal innerlich benannt ist (schwer genug), sich einen geschützten Rahmen suchen, um es auch vor Zeug*innen auszusprechen. Entweder gute und wertschätzende Freund*innen, besser jedoch ein therapeutischer Rahmen oder ein nicht-urteilender Kreis.
Es ist wichtig, sich hier Zeit bei der Suche zu lassen, denn wenn der Mensch oder der Kreis, dem du deine verletzlichsten Themen mitteilen magst, doch wertend oder urteilend ist, dann kann das schnell nach hinten losgehen und zu einer Verstärkung der Scham führen. Jedoch sind das Schritte, die nach der Anfangsphase geschehen können, wenn gewünscht.
Anfangs geht es erstmal um das Innehalten:
Innehalten.
Manchmal bleibt nichts anderes, als still zu stehen und das Geschehene in seiner ganzen Tragweite zu spüren. Anzunehmen, was ist, heißt nicht, aufzugeben, sondern sich dem Augenblick zu stellen. Es bedeutet, dem Schmerz und der Unsicherheit ihren Raum zu lassen, ohne zu versuchen, sie sofort zu verstehen. In dieser Tiefe liegt ein Geschenk verborgen: die Begegnung mit dem eigenen Sein, ohne Ablenkung, ohne Ziel.
Trauern und beklagen.
Fehlschläge nehmen uns oft die Vorstellungen, die wir uns so mühevoll aufgebaut haben. Trauer ist der Prozess, in dem wir das Bild von uns selbst loslassen, das uns einst so wichtig war. Ohne Zeitdruck, ohne die Eile, „weiterzugehen“, darf diese Trauer fließen. Sie ist wie ein Fluss, der uns sanft durch die eigenen Täler führt und uns hilft, auch das Ungewisse als Teil des Lebens zu umarmen.
Die Trauer erlaubt uns, zu sagen: Ja, so ist es! Genau so und nicht anders. Optimal ist es, wenn andere noch mit dabei sind und das bezeugen können: Ja, es ist so schlimm. Ja, so ist es. Das Scheitern und den Fehlschlag mit beklagen und mit betrauern.
Auch das nimmt Druck raus und entspannt. Es führt dazu, dass wir gesehen sind in unserem Schmerz und unserem Leid.
Emotionen fließen lassen und kreativ ausdrücken.
Erlaube dir, alles zu fühlen, was sich zeigt. Wenn da gerade nichts zu fühlen ist, dann erlebe das. Vielleicht ist die Energie noch zu blockiert, das Scheitern noch zu frisch.
Vielleicht hilft es dir, eine passende Musik aufzulegen und dich dazu zu bewegen. Vielleicht hörst du die Musik auch einfach, während du im Bett liegst und die Wand anstarrst. Vielleicht braucht es einen traurigen Film, um ins Spüren zu kommen. Was auch immer hier Erleichterung verschafft, mache es.
Sanftes sich wiegen und halten und bewegen und dabei spüren, was ist, hilft mir meist ganz gut. (Der traurige Film auch).
Zusätzlich hilft es mir, meine Stimmungen zu zeichnen. Ich bin jetzt keine so ausdauernde Tagebuchschreiberin, jedoch eine Zeichnung hier und da bekomme ich hin. Das muss nichts dolles sein, sondern es geht darum, mir zu erlauben, dass, was in mir ist, in einen Ausdruck zu bekommen. Auch so kann sich die Energie, die sonst anfangen würde, in einem selbst rum zu gammeln, bewegen und ins Fließen kommen.
Sich selbst nicht im Stich lassen.
Im Moment des Scheiterns, wenn die Zweifel am größten sind, brauchen wir eine Stimme der Freundschaft, die uns daran erinnert, dass wir nicht allein sind. Es geht darum, sich selbst beizustehen und die harten Worte der inneren Kritikerin mit Sanftheit zu begegnen. Sich wie eine gute Freundin anzusprechen, ist ein kraftvoller Schritt: Im Chaos des Scheiterns kann diese Freundlichkeit uns erden und wieder Verbindung schaffen.
Sei gut zu dir. Wenn die innere Kritikerin mal wieder zu sehr zuschlägt, frage dich immer: Würde ich so mit einer richtig guten Freundin sprechen, der es gerade schlecht geht? In der Regel ist die Antwort hier "Nein, würde ich nicht". Stattdessen würden wir ermutigen, umarmen und für unsere Freundin da sein. Also hier der Impuls: Sein dir deine eigene beste Freundin in der Lage, in der du gerade bist. Oder eigentlich immer :-)
Körperliches Wohlbefinden stärken.
In Phasen, in denen es uns schlecht geht, haben wir oft die Tendenz, uns selbst zu vernachlässigen. Oder aber wir greifen auf alte Strategien zurück, die vielleicht erstmal Erleichterung verschaffen, aber auf Dauer nicht günstig sind. Das mag für einen Moment okay sein, ist jedoch immer mit einer hohen Wachsamkeit zu versehen. Hier zählt das Maß der Dinge. Klar ist es okay, sich mal zurück zu ziehen, Serien binge watching zu machen und die Welt auszuklammern. Klar ist es okay, mal den Becher Eis zu essen und das Glas Rotwein am Abend zu trinken. All das sind Betäubungs-Strategien, die im ersten Moment helfen können, mit der Situation einen Umgang zu finden, nämlich das nicht-spüren-wollen und können.
Diese Strategien sollten jedoch, wenn überhaupt, nur kurzfristig eingesetzt werden, da sie natürlich das Problem an sich nicht lösen, sondern im besten Fall einfach einfrieren und im schlimmeren Fall verstärken. Was sie gemeinsam haben: Sie lösen nichts und verhindern das Fühlen dessen, was ist. Wie gesagt, für einen kurzen Moment kann das eine angemessene Coping Strategie sein, jedoch lösen sie die Thematik rund um das Scheitern nicht.
Deswegen gibt es ab einem gewissen Zeitpunkt - oder schon parallel - Möglichkeiten, sich selbst gut durch diese Zeit zu begleiten.
Sanfte Bewegung.
Finde jeden Tag in eine sanfte Form der Bewegung. Spaziergänge, räkeln, tanzen, Yoga, was auch immer sich anbietet. Selbst am Boden liegend findet sich eine Möglichkeit des Ausdrucks. Tanze deine Scham, deine Trauer, den Verlust, den Frust und alles, was für dich mit dem Scheitern verbunden ist.
Erlaube dir, in deinen Körper zurück zu kehren und dich zu spüren.
Sich gut nähren.
Achte darauf, gute und nährende Lebensmittel zu dir zu nehmen. Esse den Salat, auch wenn dir nicht ganz so danach ist. Nehme in dieser Phase gerne auch Nahrungsergänzungsmittel zu dir, das ganze System hat einfach mehr zu verdauen und braucht mehr nährendes und aufbauendes.
Schlaf.
Schlaf kann in solchen Phasen ein Thema sein. Entweder zu viel oder zu wenig. Oder unterbrochen. Das ist normal, denn alles läuft gerade jenseits der eigenen Komfort Zone. Versuche, hier freundlich und gütig zu dir zu sein und dir nciht noch mehr Stress wegen nicht stattfindendem Schlafs zu machen.
Natur und Atem.
Gehe, so oft es geht, raus in die Natur. Natur ist unser natürliches Lebensumfeld und alles in der Natur ist darauf ausgelegt, uns und unser Nervensystem zu beruhigen und zu stärken.
Atme tief und sorgfältig. Lasse dich von deinem Atem nähren.
Eigene Ressourcen finden.
Finde deine eigenen Maßnahmen und Hilfsmittel, die es dir ermöglichen, gut durch diese Zeit zu kommen. Die vorangegangene Auflistung ist in keiner Weise auch nur annähernd vollständig und darf gerne von dir ergänzt werden.
Du kannst immer mit den Fragen gehen:
- Wie kann ich mir in dieser Lebensphase gut sein?
- Was nährt mich?
Das Leben weiterleben: Ohne Druck, etwas „lernen“ zu müssen.
Nicht jeder Fehlschlag bringt uns „Erkenntnisse“, und das muss er auch nicht. Oft bleibt da nur eine Lücke, ein Raum, der nicht sofort gefüllt werden will. Statt immer etwas aus jeder Erfahrung zu machen, dürfen wir lernen, das Nichts und das Schweigen auszuhalten. Hier liegt eine eigene Tiefe, die uns zeigt, dass es auch in der Leere möglich ist, einfach zu sein.
Einfach sein dürfen – ohne Ziel, ohne Streben.
Scheitern darf sein, und mit ihm die Möglichkeit, einfach zu sein. Es ist eine andere Art der Stärke, die auf nichts hinaus will und keinen Gewinn braucht. Hier dürfen wir die Geschichten von Optimierung und Verbesserung hinter uns lassen und uns selbst mit allen Brüchen und Ecken sehen. Denn wenn wir uns die Erlaubnis geben, im Unperfekten und Nicht-Wissen zu ruhen, liegt darin die Würde des eigenen Weges – unvollkommen und dennoch vollkommen. Und ganz einzigartig und du selbst.
Schöner Scheitern. Ein Plädoyer für das Leben.
Das Scheitern und das Wellental gehören zum Leben dazu. Es sind keine angenehmen Phasen und teils sehr schmerzhaft auszuhalten. Und doch sind sie in sich wertvoll, denn sie werfen uns auf uns zurück. Lassen uns ganz nackt vor uns selbst zurück, wir können uns nicht mehr so gut vor uns selbst verstecken, wie wir das in den guten Phasen können.
Und darin liegt in sich eine ganz eigene Schönheit und Würde. Wie würde die Welt aussehen, wenn wir uns mehr diese Phasen und die eigenen Fehlschläge eingestehen würden, ohne gleich wieder eine Story draus zu machen?
Ich glaube, wesentlich ehrlicher und weniger Ego. Denn das Scheitern bringt uns in die Demut vor dem Leben und uns selbst. Es konfrontiert uns mit unserem Menschsein und bringt uns in Kontakt mit uns selbst. Roh und unverfälscht.
Deswegen hier ein Plädoyer für das schöne Scheitern und für das Leben: Erlaubt euch, zu scheitern. erlaubt euch, zu leben. Mit allem, was ist. Erlaubt euch, Nicht zu wissen. Erlaubt euch, zu sein. Das ist genug!
Akzeptiert, was ist. Das kann auch ein Ja zum Nein sein.
Gesehen werden und sein können im "Schöner Scheitern".
Wenn du dir einen Ort wünschst, wo du mit deinem Scheitern Platz und Raum hast, wo du dich in deinem Scheitern zeigen und damit sein kannst, wo all das ohne Verurteilung und sofortiges Problemlösen möglich ist, sondern einfach gehalten wirst, dann bist du herzlich eingeladen in meine Shamanic Women Jahreskreis Online Community.
Ich habe diese Community gegründet, damit Frauen wie du:
- einen Ort zum einfach sein haben.
- eine Plattform zum Erforschen von ihrer ureigenen spirituellen Weiblichkeit haben.
- einen authentischen Ausdrucksort haben können.
- ihre Emotionen und das ganze menschliche Sein in Licht und Schatten geschützt erleben können.
Wenn du gerade an einem Scheiter Punkt im Leben stehst und mal ausprobieren magst, wie das ist, so ganz unverfälscht sich damit in einer geschützten Gruppe zu zeigen, dann sei dabei am Sa, 07.12.24 / 19 Uhr: Frauentempel: Schöner Scheitern. Die Kompost Kunst der Fehlschläge.
Der Live Online Termin findet in der Shamanic Women Jahreskreis Community statt.
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