Anfang September 2021 war ich Teil einer Frauenheilreise, die zu heiligen Orten an Kreta ging. Aus Respekt und Schutz diesen magischen Orten gegenüber werde ich dies namentlich nicht nennen. Ich danke an dieser Stelle für euer Verständnis. Was ich hier teile, ist ein sehr persönlicher eigener Prozess aus einer Reihe von wundersamen Heilungen, ich tue dies, weil ich glaube, dass diese Geschichte auch einen tieferen Sinn für andere Menschen haben kann und vielleicht den Mut gibt, sich selbst auf die Reise nach neuen und doch uralten Formen der Heilung und Ganzwerdung zu begeben.
Part 1: Es ist ein warmer Tag. Jede ist für sich und doch verbunden im heiligen Kreis.
Ich stehe an der heiligen Quelle und reinige, wasche und segne meinen Yoniherzanhänger, mich selbst und die kleine Bronzegöttin, die ich mitgebracht habe, mit dem Quellwasser. Während ich die Bronzegöttin mit dem Wasser segne, verspüre ich den Ruf, mich in den Artemistempel zu setzen und dort zu verweilen. Sofort kommt die Frage auf: Oh, das ist doch verboten. Darf ich mir das trotzdem erlauben? Darf ich das? Da kollidiert mein Introjekt, doch alles richtig machen zu wollen mit der Kraft dieses Wunsches, dort jetzt zu sein.
Während ich so dastehe und innerlich mit mir diskutiere, sieht eine andere Teilnehmerin der Gruppe mich. Sie sitzt in der Nähe auf einer Bank im Schatten. Sie fragt mich, ob ich zum Tempel will. Ich sage ja, und äußere auch meine Zweifel und die Angst, es trotz verbot zu machen. Sie nennt mir ein schattiges Plätzchen im Tempel, wo sie gerade selbst gesessen hat, und mit dem Hinweis, dass das Ausgrabungsteam dort eh keine Einsicht hat, mache ich mich ermutigt auf den Weg zum Tempel. Ich stehe vorm Tempel und bin willkommen, ich trete ein. Ich nehme den schattigen kühlen Platz neben der alten Schlangengrube am Altar ein.
Zuerst verspüre ich eine Angst. Es ist eine tiefe, uralte Angst. Die Angst, als Frau trotz Verbot an den alten heiligen Frauenorten erwischt zu werden und dafür schwere Strafen oder sogar den Tod zu erwarten. Und jetzt, heute? Was wäre das Schlimmste, was mir heute passieren könnte? Ich beruhige mich, mehr als verbalen Ärger und dass ich gehen müsste, könnte nicht passieren. Mehr nicht, es ist nicht lebensbedrohlich. Mit dieser Erkenntnis beruhige ich mich und finde in eine tiefe Entspannung und Ruhe.
Auf einmal wird mein Körper ganz heiß und summend. Ich habe die Augen geschlossen. Von jetzt auf gleich bin ich zurück in längst vergangener Zeit. Der Tempel wird lebendig. Ich bin inmitten von Priesterinnen, die Göttinnendienst feiern. Wie freudvoll und leicht die Stimmung ist. Weich und fließend. Trauben und andere leckere Sachen werden sich gegenseitig gefüttert. Es wird gelacht und gesungen, und das alles in einer heiteren heiligen Stimmung.
Eine der Priesterinnen bemerkt mich. Sie schaut mich voller Mitgefühl an, dann bemerken mich auch die anderen Priesterinnen, das gleiche Mitgefühl kommt mir entgegen und hüllt mich ein wie eine sanfte Wolke. Mitgefühl wegen all der Wunden und Verletzungen der letzten 3000-5000 Jahre, die in meinen weiblichen Zellen steckt. Diese Frauen sind davon noch unberührt. Sie sind heil.
Sie nehmen mich in ihre Mitte, halten und wiegen mich und summen ihre Heilungsmelodien. Sie kämmen mein Haar, füttern mich mit Honig, ölen mich ein und massieren und streicheln mir heilsame Schönheit in meinen Körper. Währenddessen schlängen sich die Tempelschlangen über meinen Körper, es fühlt sich alles so wohlig, nährend und geschützt an. Wie eine alte Melodie, die lange vergessen war, und jetzt wieder zum Klingen gebracht wird in mir. Sie bringen mit dem Ritual die Erinnerung zurück, wie es mal war mit dem Menschsein, bevor die Gewalt und die Spaltung des patriarchalen Systems kamen.
Ich kann nicht sagen, wie lange das Ritual geht und ich inmitten der Priesterinnen liege, es ist ein Ort jenseits der Zeit, ich habe jedes Zeitgefühl verloren. Das Ritual findet seinen natürlichen Abschluss und zum Schluss liegen wir alle einfach nur da, im ganzen Tempelraum verteilt. Wir halten uns an den Händen und liegen Arm in Arm da, einfaches heilsames Dasein und Sosein. Einfach sein, so wohltuend, nachspürend. Ah, so geht das mit dem weiblichen heilsamen Sein, was für ein sanftes, weiches und doch so kraftvolles Ritual.
Auch hier, ganz intuitiv, ist die Zeit des Abschlusses und des Abschiedes gekommen. Ich verabschiede mich in großer Dankbarkeit, lasse dem Tempel meine Geschenke da und kehre in das Hier und Jetzt zurück. Ich bin so so müde. Ich suche mir einen schattigen und windgeschützten Platz unter einem Baum und sinke sofort in einen tiefen Schlaf.
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